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Warum mehr Selbstorganisation auch mehr Selbstfürsorge bedeutet

Immer mehr Unternehmen wollen von neuen Arbeitsmodellen, wie „NewWork“ und selbstorganisierten Teams profitieren. Selbstorganisierte und dezentrale Teams können helfen, in einer sich verändernden und immer komplexer werdenden Welt, eine Organisation erfolgreich auf Kurs zu halten.

Durch die neuen Formen der Zusammenarbeit lösen sich klassische Hierarchieverhältnisse immer mehr auf und Mitarbeitende handeln eigenverantwortlich im Sinne des Purposes der Organisation. Dadurch stehen selbstorganisierte Teams vor der Herausforderung, Konflikte und Spannungen innerhalb des Teams ohne hierarchische Regeln zu lösen, wie beispielsweise unterschiedliche Vorstellungen über das weitere Vorgehen. Damit das gelingen kann, müssen sich die Teammitglieder vertrauen und inneren Dimensionen kommunizieren können. Vertrauen ist auch in herkömmlichen Organisationsformen eine wichtige Ressource, bekommt aber in selbstorganisierten Arbeitsformen einen noch größeren Stellenwert. Vertrauen ermöglicht es den Teammitgliedern Spannungen und innere Widerstände offen anzusprechen. Dabei ist es hilfreich, wenn Teams sich darüber austauschen, was sie unter Zusammenarbeit verstehen. Statt sich aber in endlosen Diskussion zu verlieren, sollte jede:r auf die konkreten Prozesse schauen und formulieren was er in der täglichen Arbeit erwartet und warum ihm das wichtig ist. Wie genau muss Verlässlichkeit aussehen und wie genau macht dieZusammenarbeit mehr Spaß?

Selbstverantwortung in agilen Teams bedeuten auch, dass jede:r für sein eigenes Wohlergehen mehr Eigeninitiative zeigen darf. Für viele ist die Führungskraft eine der Hauptursachen dafür, ob einem der Job gefällt oder nicht (vgl. Staufen AG 2020). Wenn aber die klassische Rolle der Chef:in in den Hintergrund rückt, kann nicht mehr die Führungskraft für das eigene Wohlergehen verantwortlich gemacht werden.

Aber darf man das? Darf man sich selbst zur Priorität machen? Ja, das darf man und vielleicht ist es sogar notwendig, damit selbstverantwortliche und agile Teams wirklich vorankommen. Dabei ist Selbstfürsorge kein Rocket Science. Die meisten gestressten Menschen wissen, dass ihnen beispielsweise sportliche Aktivitäten, das Lesen von inspirierender Literatur oder die bewusste Entspannung, mehr Lebensqualität geben würde. Ein Grund für die mangelnde Selbstfürsorge kann sein, dass es als egoistisch empfunden wird, sich um sich selbst zu kümmern. Doch umgekehrt betrachtet kann man auf Dauer nur für seine Kolleg:innen, sein Team und seine Organisation sorgen, wenn es einem selber gut geht.

Im Rahmen zunehmend komplexer Tätigkeiten, Informationsflut durch einen Medienmix in der aktuellen Arbeitswelt, einer zunehmenden Flexibilität und auch höheren Verantwortungsübernahme in agilen Teams kommt dem Thema der Selbstverantwortung und -fürsorge eine zentrale Rolle zu. In Organisationen, in denen diese Kompetenzen geringer ausgeprägt sind und nicht explizit thematisiert und entwickelt werden, ist die Gefährdung von psychischer Gesundheit besonders gegeben.

5 Schritte für die Entwicklung von Selbstverantwortung und-fürsorge im Rahmen von selbstorganisierten Teams:

  • Für die Eigenverantwortung für sich und seine Ressourcen sensibilisieren und konkret als Aufgabe definieren
  • Führungskräfte werden geschult, ihre Mitarbeiter:innen in diesem Aspekt zu unterstützen und situativ bei Kolleg:innenmit wenig ausgeprägter Selbst-verantwortung /-fürsorge in den Austausch zugehen. Das beugt Gefahren von Burnout und Spannungen im Team vor
  • Einführung von regelmäßigen Retrospektiven in denen das Thema der Arbeitsorganisation, auch auf der individuellen Ebene besprochen wird und Missstände thematisiert werden
  • Schulungs- und Weiterbildungsangebot im Rahmen der Selbstorganisation in Rahmen der eigenen Selbstführung, um mit seinen Ressourcen und Kapazitäten im richtigen Maße haushalten zu können
  • Ggf. Einführung von Fokusarbeitszeiten, Mittagsblockern, Mailfreie Stunden oder andere Working-Hacks zur Unterstützung der Selbstfürsorge in denen konkrete organisationale Rahmenbedingungen geschaffen werden

Literatur:

Breidenbach, Joana /Rollow, Bettina (2019): New Work needs Inner Work. Ein Handbuch für Unternehmen auf dem Weg zur Selbstorganisation. München (Vahlen).

Reichhart, Tatjana (2019): Das Prinzip Selbstfürsorge. Wie wir Verantwortung für uns übernehmen und gelassen und frei leben. Roadmap für den Alltag. München (Kösel-Verlag).

Staufen AG (2020): Arbeitsplatz im Fokus – Eine Befragung der Staufen AG unter mehr als 1.500 Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen. Abrufbarunter: https://www.staufen.ag/wp-content/uploads/study_staufen_Arbeitsplatz_im_Fokus_de_2020-2.pdf.

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